Wenn der Schuh drückt – Schmerzende Füße und Schwangerschaft
Autorin: Beate Url
„Nach der Schwangerschaft passt mir kein Schuh mehr!“. Hast du diesen Satz schon einmal von einer Freundin gehört oder am eigenen Körper erlebt? Die Schwellungen durch Wassereinlagerung sind schon lange verschwunden und trotzdem drückt im wahrsten Sinne des Wortes der Schuh. Aber was ist die Ursache für dieses Mysterium der wachsenden Füße während der Schwangerschaft?
Unsere Füße tragen unseren Körper Tag ein Tag aus – ein Leben lang. Welche Höchstleistung dabei erbracht wird, ist uns nicht bewusst – oft erst dann, wenn der Schuh drückt. 26 kleine Knochen und 24 Muskeln gestalten den Aufbau eines Fußes. Durch die Anordnung von Bindegewebe, Muskeln und Knochen entsteht ein komplexer dreidimensionaler Aufbau. Im Bereich des Fußinnenrandes entsteht durch die spezielle Anordnung das Fuß Längsgewölbe. Ist die Muskelverschraubung der Fußmuskulatur gut ausgebildet, hat der Fuß im Idealfall dort keinen Bodenkontakt.
Das Körpergewicht wird von der Fußsohle zu unterschiedlichen Anteilen getragen. Den Hauptanteil unseres Gewichtes tragen die Ferse (33%) und der Fußballen (ca. 40%). Den Rest übernehmen der Fußaußenrand (ca. 15%), die Großzehe (ca. 5%) und die übrigen Zehen (ca. 7%).
Während der Schwangerschaft verändert sich schrittweise die Körper Statik. Die Körpermitte wird durch den wachsenden Bauch immer präsenter – dadurch wandert der Körperschwerpunkt weiter nach vorne. Die Bauchmuskulatur wird gedehnt und unser Körper reagiert mit einer Veränderung der Haltung auf diesen Prozess – Die Wirbelsäule wird weiter in die Beugung (Lordose) gezogen und das Becken wird geöffnet.
Um dem Baby und den eigenen Organen im Bauch genügend Platz zu bieten, sowie als Vorbereitung auf die Geburt, verändert sich die Ausrichtung unseres Beckens. Die Beckenschaufeln öffnen sich, um Platz für das Köpfchen zu machen. Dadurch kommt es auch zu einer direkten Anpassung der Bein- und Fußachse. Das wird im Gangbild sichtbar – Knie und Füße drehen nach außen und der typische „Watschelgang“ während der Schwangerschaft entsteht.
Der zweite große Beitrag zur körperlichen Veränderung ist der hormonelle Einfluss. Durch die Ausschüttung der Schwangerschaftshormone (zB. das Hormon Relaxin) verändert sich die Körperspannung. Gelenksverbindungen und Bänder werden weich, um die Frau auf eine leichtere Geburt vorzubereiten.
Die Antwort auf das Mysterium lautet: Gewachsen sind die Füße in der Schwangerschaft nicht – größer werden können sie dennoch.
Die genannten Einflüsse wirken sich nämlich ebenfalls auf Muskulatur, Bänder und Bindegewebe in den Füßen aus. Gemeinsam mit einer raschen Gewichtszunahme kann der Prozess zu einer Senkung des Fußgewölbes führen. Sind die Einflüsse stark ausgeprägt, wird der Fuß deutlich breiter und länger und „tritt sich platt“, es kommt zum Spreizfuß.
Besonders belastet sind hier vor allem Schwangere, die bereits vor der Schwangerschaft eine Fußfehlstellung hatten. Diese kann sich durch die genannten Faktoren weiter verschlechtern.
Bestehen während oder nach der Schwangerschaft Schmerzen beim Abrollen, gibt es die Möglichkeit mithilfe der Podotherapie das Fußgewölbe wieder fit zu machen.
Die Podologie (Podos = Fuß) ist ein Therapieansatz, welcher sich mit den Folgen und Ursachen von Fehlhaltungen der Füße sowie deren Wechselwirkungen im gesamten Körper befasst.
Im Rahmen der Podotherapie werden mithilfe dieses Wissens unter Beachtung der gesamten Körperstatik individuelle Sohlen angepasst. Mit Hilfe eines dynamischen Fußabdruckes sowie einer Videoanalyse wird das Verhalten des Fußes in der Bewegung im Detail analysiert. Daraus werden im Anschluss Empfehlungen für einen Therapieansatz gegeben.
Mit speziellen Keilen werden die Muskeln im Fuß angeregt und gezielt gekräftigt. Diese sollen dem Körper helfen, aktiv gegen diese Wirkungsspirale entgegen zu wirken. Das Ziel ist eine nachhaltige Korrektur der Fußstellung. Dadurch verbessert sich die gesamte Körperhaltung und es kann auch eine langfristige Linderung von Gelenks- und Rückenbeschwerden erzielt werden.
Die Einlagen sind sehr dünn, passen somit gut in einen Alltagsschuh und können auch als Mini Trainingsgerät für die Zeit ohne Training gesehen werden. Erfolge sind bei entsprechender Tragedauer pro Tag innerhalb kurzer Zeit sichtbar und vor allem für die Patienten spürbar.
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