Singen und Musizieren in der Schwangerschaft

Juli 8, 2020 | Blog, mamaFIT baby belly & me

Autorin: Magdalena Schedl
„Komm, lass uns Singen – Wie sich Singen und Musizieren in der Schwangerschaft und danach auf das Kind auswirken
Do re mi fa so la si do – mimimi – lalala – ptk – sch s sch s sch s – Hopp Hopp Hopp – Aramsamsam – Ja-na-jaaaaa-na-jaaaa-na-jaaa – …. Was diese Nonsense “Wörter” mit Schwangerschaft, Singen und der musikalischen Vorbildung von Kindern zu tun haben? Ich verrat dir meine Erfahrungen in diesem Bereich und hoffe, dass ich die eine oder andere Schwangere und Mama zum Singen und Musizieren in der Schwangerschaft und danach mit Baby und Kleinkind animieren kann.
Wir hören – von Anfang an
Vielen ist wahrscheinlich bekannt, dass das Gehör einer der ersten Sinne ist, die im Mutterleib beim Fötus ausgebildete werden. Das Baby kann bereits ca. ab der 10. -14. SSW Geräusche wahrnehmen – in dieser Zeit beginnt die Bildung des Hörnervs. Für die weitere Ausbildung des Gehörs braucht ein Baby Anregung. Diese passiert durch das Wahrnehmen der Geräusche im Mutterbauch wie Herzschlag, Verdauung etc. Natürlich tragen die Stimme der Mutter, die über die Knochenleitungen als Körperschall verstärkt wird und die Beckenknochen als großer Resonanzraum, ebenfalls dazu bei. Vor allem höhere Frequenzen können trotz der flüssigen Umgebung des Fruchtwassers resonieren, sodass das ungeborene Kind die mütterliche Stimme sehr deutlich wahrnehmen kann. Tiefere Töne und Bässe können von außen besser wahrgenommen werden. Nicht umsonst sollen also Mutter und Vater immer wieder auch mit dem Kind im Bauch sprechen und das Kind erkennt sofort nach der Geburt vertraute Stimmen, Geräusche, ja sogar die Umgebung. Ich dachte mir sch on immer: „Wie schön wäre es denn, wenn auch zum Beispiel das Singen der Mama (und des Papas) in der Schwangerschaft ebenfalls wiedererkannt werden würde, das Kind zum Beispiel schon ein Einschlaflied „kennt“ und sich schneller beruhigen lässt, oder bei T raurigkeit aufmuntern, zum Bewegen und Tanzen animieren lässt bei verschiedensten Melodien?“ Ich habe es ausprobiert und ich kann nur sagen, die Reaktionen meiner Tochter waren sehr unterschiedlich. Aber kurz zu meinen Erfahrungen und Erlebnissen in der Schwangerschaft.  
Singende, klingende Geburtsvorbereitung
Ich bin, neben meiner sportlichen Leidenschaft, auch seit über 10 Jahren Musiklehrerin und seit dem Kleinkindalter immer mit Musik konfrontiert. Ich liebe es zu Singen und zu Musizieren. Mit Leib und Seele gestaltete ich bis zum Mutterschutz meine Musikstunden und egal welchen Theorieteil der Lehrplan gerade vorsah, ich fand immer mind. 10-15 Minuten, um mit meinen Schülerinnen und Schülern aktiv zu singen, Stimmübungen und Stimmbildung zu betreiben. Wir sangen uns quer durch den „Gemüse-Lieder-Garten“, die SchülerInnen suchten sich Pop/Rock und auch Volks- und Kinderlieder aus. Nachdem ich meist am Klavier, der Gitarre, der Orgel saß und das Singen begleitete, oder auch die Instrumentalgruppe mit Geigen, Querflöten, Cajon, Gitarren anleitete, hörte mein Baby im Bauch somit nicht nur die stimmliche, sondern wirklich die volle klangliche Vielfalt verschiedener Instrumente und Stimmen. Beim Singen von Hochzeiten fiel mir auf, dass das Baby im Bauch besonders aktiv wurde, wenn Streicher spielten oder Blasmusik. Ich sang regelmäßig schon immer die Lieder, die ich mal für die Taufe vorgesehen hatte und studierte in meinem Mutterschutz auch noch eine Messe mit einem Kirchenchor und Bläserquartett ein, die wir genau 1 Monate vor Geburtstermin bei der Kirtagsmesse aufführten. Ich sang im letzten Drittel meiner Schwangerschaft einen Bandauftritt mit viel Tanz und Bewegung bei einer Hochzeit und fühlte mich echt sehr wohl, genauso wie mein Kind im Bauch. Vieles davon tat ich intuitiv oder weil ich es halt „immer“ so gemacht habe. Ich hatte zum Glück nie Schwierigkeiten beim Singen oder Musizieren. Ich nutzte sogar die Stimmbildungsübungen gleichzeitig als „kleine“ Geburtsvorbereitungsübungen. Mittlerweile weiß ich auch, dass Singen und Musizieren in der Schwangerschaft erwiesenermaßen viele positive Effekte haben und zum Beispiel sehr heilsam sein können, da der Körper in Schwingung versetzt wird, Glückshormone ausgeschüttet werden und Stress reduziert wird. Singen hilft bei Schwangeren gegen Schwindel, Schwäche, Stimmungsschwankungen und Übelkeit sowie Verdauungsprobleme, Atemnot und Erschöpfung. Singen in der Schwangerschaft wirkt ebenfalls kreislaufanregend, durchblutungsfördernd, verdauungsfördernd, stimmungsaufhellend, angstlösend, entspannend und sauerstoffanrege nd. Somit wird der Körper bei seiner Aufgabe der Versorgung des neuen Lebens optimal unterstützt. Das kommt wiederum dem Baby im Bauch zugute. Singen und Tönen kann einer Schwangeren bis hin zur Geburt helfen, den eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen – Sorgen Ängste, Glück und Vorfreude herauszulassen, zu kanalisieren und sich somit emotional zu stabilisieren. Ich tönte und tanzte noch während der Geburt und es half mir, die Wehen gut zu veratmen und die Geburt voranzutreiben bzw. mental auch fit und bei der Sache zu bleiben.
Das Erinnern und Wiedererkennen
Auch wenn sich meine Tochter vielleicht nicht direkt an alle Melodien erinnern konnte/kann, die sie jemals im Bauch gehört hatte, fiel mir sofort auf, dass gerade in den ersten 4-6 Wochen das abendliche Weinen, die Blähungen für uns beide „erträglicher“ wurde, wenn ich dabei einfach gesungen habe. Das Autofahren war von Beginn an eher wenig entspannt, aber kaum hörte sie z.B. Orgelmusik oder ich sang Kinderlieder, schlief sie meist entspannt ein oder blieb ruhiger im Autositz sitzen. Sie hat auch in anderen Situationen sofort auf Kinderlieder und jegliche klassische Musik reagiert, wusste bei der Oma immer gleich, wo das „Klingende Buch“ mit Mozarts Zauberflöte lag und Oma konnte sie mit solchen Büchern und Musik generell wirklich lange beschäftigen und mir (immer noch) viele freie Minuten für (Haus-) Arbeit verschaffen. Mittlerweile weiß ich, dass es auch wissenschaftlich erwiesen ist, dass sich das Baby Lieder, die während der Schwangerschaft wiederholt und lange gesungen werden, merkt und nach der Geburt wiedererkennt. Die Tauflieder zum Beispiel hatten für meine Tochter sofort einen vertrauten Charakter und sie fühlte sich an die geborgene Zeit im Mutterbauch zurückerinnert. Zwischen all den neuen Eindrücken hatte sie etwas zum Anhalten, was sie bereits kannte! Das kann sehr tröstlich wirken und ein Baby relativ einfach und unkompliziert beruhigen. Sie war eben gerade dann bei der Taufe und den dort gesungenen Liedern sehr aufmerksam, ruhig, entspannt und verfolgte die Zeremonie mit einer großen Portion Gelassenheit und Neugierde.
Selber Singen, Tanzen und Musizieren
Nun ist meine Tochter knapp 2 Jahre alt und ich bin der festen Überzeugung, dass sie Vieles von ihrer musikalisch-passiven Zeit im Bauch selbst nun einsetzen kann und will. Ab dem 6ten Monat besuchten wir einen Babyklangraum – sicher ½ Jahre lang und wiederholten diese Lieder sehr gerne zu Hause. Sie liebt sie heute noch und schaut sich sofort nach unseren kleinen Rasseln und Instrumenten um, wenn sie „Was machen wir so gerne hier im Kreis“ hört. Sie wusste ab dem Zeitpunkt, wo sie sich selbst fortbewegen konnte, dass am Beginn das Lied „1,2,3 im Sauseschritt“ gesungen und getanzt wurde – es war das erste Bewegungslied, dass sie komplett frei und selbstständig zu tanzen und „nachsingen“ begann. Natürlich stimmt die Intonation einer 2jährigen nicht wirklich, aber man erkennt nun schon Lieder, die sie singt. Man sieht beim Klatschen und Tanzen, dass sie schon jetzt etwas Rhythmusgefühl hat und sie merkt sich Tänze und Bewegungsabläufe bei Liedern. Sie darf ab und zu Kinderlieder-Videos (mit tanzenden und singenden Kindern) anschauen und bleibt kaum eine Minute ruhig sitzen – irgendetwas bewegt sich immer bzw. singt sie echt oft einfach Textteile von vielen Liedern mit. Ich singe mit ihr fast jeden Tag irgendetwas mit Gitarre oder Klavier oder einfach so beim Autofahren zu einer Kinderlieder-CD und wir sind beide viel entspannter und fühlen uns gut dabei und danach. Sie ist aufmerksam, konzentriert und versucht immer mich Nachzuahmen und mir die Texte Nachzusingen bzw. gleich mit zu Singen. Ich freu mich schon sehr auf den Moment, wo sie beginnt, ein wenig zu intonieren und hoffe, dass mein Vorbild und Vorsingen (auch vom Papa) sie ebenfalls positiv beeinflusst (hat). Egal wie – Hauptsache Singen Viele meinen vielleicht jetzt, ach, ich kann doch nicht singen, da lernt mein Kind ja nichts Gutes. Ich kann nur sagen, egal wie Mama/Papa singen, Hauptsache ist, sie singen. Singen, während der Schwangerschaft sowie Singen nach der Geburt des Babys, schafft einfach Vertrauen und gibt dem Kind Halt. Singen entspannt noch dazu die Eltern. Das ständige Wiederholen gleicher Melodien beim stundenlangen Herumtragen wirkt Mantra-artig bzw. meditativ und entspannend. Zeitgleich wirkt es sich deshalb positiv auf die Stimmung des Ungeborenen/Neugeborenen aus und kann es in seiner weiteren Entwicklung nur weiter im Guten beeinflussen. Das Singen verbindet einfach auf eine wunderschöne Art und Weise! Worauf also noch warten? Einen Ohrwurm gebe ich gleich noch mit: „Aramsamsam, Aramsamsam, Gulli Gulli Gulli Gulli gulli Ramsamsam….“ Alles liebe, euer Magdalena www.mamafit/trainer/magadalena-schedl Quellen und Ideen: Sing dich frei (2020) https://www.singdichfrei.at/singen-f%C3%BCr-schwangere/ Singen während der Schwangerschaft (2020) https://schwangerschaft.net/singen-waehrend-schwangerschaft-staerkt-mutter-kind-bindung/

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