Radfahrerin in Wien
Autorin: Ulli Fritzl- Parz
Ich bin eine Radfahrerin, immer schon gewesen. Mein Markenzeichen: der Helm, im Winter die Windjacke und die Regenhose. Als Kind radelte ich nur ins Grüne – in meinem Fall der Prater – erst später erweiterte ich meinen Rad-Radius, fuhr innerhalb der ersten neun Bezirke und dann „sogar“ über den Gürtel hinaus. Das Ende meiner Studentenzeit besiegelte endgültig meine Liebe zum Fahrrad: Das vergünstigte Öffi-Ticket gab es für mich nun nicht mehr und so sparte ich mir das Geld und erweiterte meine Radfahrten auch auf Schlechtwetter- und Schlechtestwettertage.
Der Grund für meine rollende Fortbewegung in der Stadt ist einfach: Einerseits liebe ich Sport und Bewegung, andererseits möchte ich schnell von A nach B kommen. Dafür gibt es in Wien bekanntlich nichts Besseres als das Fahrrad. Zudem kann ich „lange Hatscher“ – wie beispielsweise die 300m von meiner Wohnung zur U-Bahn – überhaupt nicht leiden. Beim Wandern ja, in der Stadt nein.
Nicht erst während meiner Schwangerschaft musste ich mir jedoch wiederholt anhören, wie gefährlich Radfahren (in Wien) ist. Dabei hat sich hinsichtlich des Fahrradfahrens in Wien in den vergangenen zehn Jahren einiges getan: Die Zahl derer, die täglich oder mehrmals in der Woche radfahren, ist um 59 Prozent von 111.000 auf 300.000 gestiegen. Das spiegelt sich auch im Wiener Radverkehrsnetz wider: Mittlerweile kann man sich auf einer Gesamtlänge von 1.431 Kilometern radelnd durch Wien fortbewegen. Mal auf Fahrradwegen, mal auf Mehrzweckstreifen, bisweilen gegen die Einbahn und gar nicht so selten baulich getrennt.
Klar also, dass ich auch während der Schwangerschaft weiterradeln wollte. Im Erstgespräch mit der Hebamme erwähnte ich, dass ich wohl gegen Ende der Schwangerschaft nicht mehr mit dem Fahrrad erscheinen würde. Ihre Antwort war erfreulich ermunternd: „Wieso? Dann fahrst eben langsamer, wenn es anstrengend ist.“ Gesagt, getan und so radelte ich auch noch in SSW 40+6 mit beginnenden Wehen aus dem Schwimmbad nach Hause. Zu Fuß gehend hätte ich es ohnehin nicht mehr geschafft.
Damit auch Wutziwutz bald mit von der Partie sein konnte, haben wir bereits während der Schwangerschaft vorgesorgt und einen Fahrradanhänger samt Babyhängematte gekauft. Den passenden Fahrradsitz habe ich dann noch als mamaFIT-Teilnehmerin beim Gewinnspiel ergattert. Bis heute verwenden wir beides regelmäßig: Der Anhänger war in den ersten Monaten, solange das Töchterchen noch nicht sitzen konnte, unser treuer Begleiter – der Stauraum unschlagbar, die Schlafmöglichkeiten für Baby auch. Seitdem sie sitzen kann, genießen wir aber auch die Wendigkeit und Flexibilität des Fahrradsitzes, vor allem auf kurzen Strecken.
Mittlerweile nutze ich die Öffis auch in Nicht-Coronazeiten mit Kleinkind nur selten: Wutzi möchte in der U-Bahn permanent aufstehen, herumlaufen und sich dabei nicht festhalten. Da sich die Wege, seit wir ein Kind haben, in ihrer Länge sowieso verkürzt haben (zum Spielplatz, zum Supermarkt und in den Musikkurs haben wir es nicht weit) und ich alle Radwege, Fahrradstraßen und verkehrsberuhigten Einbahnsysteme in unserer Umgebung mittlerweile wie meine Westentasche kenne, fällt die Wahl des Fortbewegungsmittels meist nicht schwer: das Fahrrad.
Alles Liebe,
eure Ulli
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